Endlich Farbe!         von Hilli
Farben? Woher?

Man unterscheidet flüssige Farbstoffe und fein verriebene unlösliche Farbpigmente. Sie stammen entweder aus der Natur (Pflanzen, Tiere, Mineralien) oder werden synthetisch hergestellt. So gibt es anorganische Farbmittel aus Erde (Siena) oder Steinen (Lapislazu) und organische Farbmittel pflanzlichen (Krapp), tierischen (Karmin) oder synthetischen Ursprungs (Acrylfarben). Von den über 40.000 Farbtönen aus ca. 2000 Grundstoffen hier nur einige Beispiele: 

  Purpur:
Der Farbstoff Purpur wurde aus dem Blut der Purpurschnecke gewonnen und war einer der teuersten Trockenfarben der Antike und des Mittelalters. Eingefärbt wurden damit die Herrschermäntel. Zur Herstellung von einem Gramm des reinen Farbstoffes musste man etwa 8000 Schnecken aus dem Mittelmeer fangen, zerstampfen, auskochen und trocknen.

  Krapplack:
Die Färberröte  der Krapppflanze befindet sich im Zellsaft und in den Wurzeln. Die ca. 80cm langen Schlingpflanzen werden ab dem dritten Jahr im Frühling und im Herbst gesammelt, getrocknet, geschnitzelt oder gemahlen. Die rote Farbe entwickelt sich erst durch das Trocknen der Wurzelstöcke. Krapp ist neben Indigo einer der ältesten Pflanzenfarbstoffe.

  Karminrot:
Aus der Cochenille- Schildlaus (ca.6mm groß), die noch heute auf Opuntia- Kakteen gezüchtet wird, wird der Farbstoff Karmin gewonnen. Die Läuse werden abgeschabt, in heissem Wasser eingeweicht und anschliessend mit Schwefelsäure versetzt, getrocknet und zermahlen. Für 1 Gramm des roten Karminextraktes müssen über 2000 Schildläuse sterben.

   Gebranntes 
   Siena:


 

Terra di Siena wurde ursprünglich in der Toscana gefunden. Die berühmten Lager in Siena sind aber erschöpft.  Es finden sich aber noch Vorkommnisse im Harz, in Bayern  und in Nordamerika. Das italienische Sienamineral enthielt einen Eisenoxidanteil von 60-70% und ca. 10-20% Wasser. Durch längeres Erhitzen von Terra di Siena erhält man den roten Ocker, der auch unter der Bezeichnung  "gebranntes Siena" als feingemahlene „Erde“ im Handel erhältlich ist.
    Zinnober:
Zinnober ist ein hellrotes Mineral aus Spanien und Istrien, ein Quecksilbersalz mit hoher Dichte. Der Farbstoff hat eine hohe Farbsättigung und wird heute noch vielfach verarbeitet. Im Gegensatz zu anderen Quecksilbersalzen ist es relativ ungiftig, da es nicht wasserlöslich ist. (griech. kinnabari = Drachenblut) 

    Mennige:
Als Rostschutz und Grundierung für Eisenanstriche hat sich Mennige wegen seiner porenverschließenden Eigenschaften bewährt. Die orange Farbe entsteht beim Glühen von Bleiweiß zu Bleioxyd. Es soll beim Brand eines römischen Schiffes entdeckt worden sein.
       Ocker:
Schon in der Höhlenmalerei gehörten die gelben Erdfarben zu den ältesten Farbpigmenten. Sie sind lichtecht, ungiftig und sehr preiswert. Sie  können heute auch künstlich hergestellt werden. Früher sammelten Maler, wie Arnold Böcklin (1827-1901) sich seine Ockerfarben an den Flussufern der Campagna selbst. Man fand  damals Ockerpulver in vielen Farbönen, das an den Flussufern angeschwemmt war.
    Indischgelb:
Indische Kühe, die man zur Farbenherstellung mißbrauchte,  wurden früher ausschließlich mit Mangoblättern gefüttert und mussten furchtbar dürsten, damit ihr Urin, reich an gelben Farbpigmenten, in einem 2. Ledersack unter ihrem Schwanz gesammelt werden konnte, der obere Sack diente zum Hausbau (Kuhba!). Das gelbe Urin wurde dann wie in einer Saline getrocknet, zerhackt, gemahlen und nach Europa exportiert. 1920 wurde der Import wegen Tierquälerei verboten.
    Grüne Erde:
Erste Verwendungen des grünen Pigments finden sich bei den Wandmalereien der Römer. Die berühmte Veroneser grüne Erde vom Monte Baldo war ein wichtiges Grünpigment für die Fresko-, Tempera-, Öl-, und Aquarellmalerei. Andere Funde machte man in Tirol, Böhmen und Bayern, aber auch in Indien und Japan. (Mineral Glauconit oder Celadonit, auch Hornblende)
    Saftgrün:

Der Sud aus Lauch, Holunder oder Malve wurde im Mittelalter zum Malen und Färben gebraucht. Wegen seiner geringen Lichtechtheit  ist das Saftgrün als Farbstoff völlig verschwunden.
    Grünspan:
Grünspan war das einzige farbsatte Grün im Altertum. Es wurde aus Kupferspänen durch Oxydation mit Essigsäure gewonnen. (Neutrale und basische Kupferacetate)
   Ägyptisch Blau:
Ägyptisch Blau ist das älteste künstlich hergestellte Pigment. Es ist sehr lichtecht und chemisch äußerst beständig. Nur Flusssäure vermag das Pigment aufzulösen. Selbst bei tausendjähriger Sonneneinstrahlung behält es sein kräftig leuchtendes Blau. Chemisch ist es ein Calcium- Kupfer- Silikat.
     Lapislazuli:
Lapislazuli ist ein lichtechtes Mineral von tiefblauer Farbe, welches als Halbedelstein schon 3000 v. Chr. der kostbarste
Farbstoff der Sumerer und Ägypter war.(Natrium- Aluminium- Silicat) Heute verwendet man stattdessen Ultramarinblau, ein künstlich hergestelltes Pigment, welches dem chemischen Aufbau des Lapislazuli entspricht. In vielen Pharaonengräbern fand man Lapislazuli. Es galt wie blaues Glas (Smalte) als
Symbol für das Leben und das Göttliche.
       Indigo:
Indigo ist neben Krapp einer der ältesten pflanzlichen Farbstoffe. Die ältesten Funde stammen aus den steinzeitlichen Höhlen in Frankreich. Es wurde aus  dem Saft  von Waid gewonnen. Waidhändler kauften das pflanzliche Rohmaterial von den Bauern auf den Märkten der Städte und verarbeiteten es zu Farbpulver, welches sie an die Färber weiterverkauften. Die Städte profitierten aus Steurabgaben und der produzierte Waidindigo in viele Städte, auch nach Holland und England exportiert. Die meisten Leinenstoffe wurden blau gefärbt. 
     Preußisch Blau, 
     Pariser Blau, 
     Berliner Blau:
Preußisch Blau, die Farbe der preußischen Uniformen, ist ein dunkelblaues, ungiftiges und künstlich hergestelltes Pigment. 
Es  bildet eine blaue Tinte. Preußisch Blau kann je nach
Reaktionsbedingungen grünliche oder rötliche Farbtönungen besitzen, "Miloriblau" besitzt rötliche Tönungen, "Chinablau" eher grünliche. Das lichtbeständige Pigment behält seine Farbe, sofern es nicht mit bestimmten Stoffen vermischt wird.            Die Entdeckung zur Herstellung des Pigments wird dem
Berliner Farbenmacher Diesbach zugeschrieben und ist einem Zufall zu verdanken.  Er produzierte das Pigment in einer Fabrik in Paris, was die verschiedenen Beziechnungen der selben Farbe zur Folge hatte. Zur Entstehung des Preußisch Blaus behandelte man die anfangs grünliche Ausfällung mit Salzsäure. 

      Sepia:
Tintenfische (Sepia officinalis) spritzen bei der Flucht aus einer Drüse Tintenfarbstoff ins Wasser. Es ist der älteste Tinten- farbstoff und war bis ins 19. Jahrhundert für Pinsel- und Federzeichnungen beliebt. Der aus den Tintenfischen gewonnene Farbstoff wird nach dem Trocknen zu Pulver gemahlen. Die Lichtechtheit ist mit Indigo vergleichbar, d.h. für einen Naturfarbstoff ziemlich gut. Zur Bereitung von Tinten und Tuschen wird Sepia  auch heute noch verwendet.
      Umbra:
Die Verwendung von Umbra lässt sich bis zu den Höhlen- malereien zurückverfolgen. Die verschiedenen Arten von Umbra enthalten eisen- und manganhaltige Töne.  Die Braunfärbung nimmt mit wachsendem Mangangehalt zu. Braune Erden finden sich in Italien, Zypern, Holland, am Harz und in Kleinasien. 
    Lampenschwarz:
Der Ruß von Öllampen wurde schon früh von den Chinesen zu Tuschestangen gepresst. In Tuschen, als Schuhcreme oder Druckerschwärze wird der schwarze Lampenruß noch heute in vielen Ländern Asiens, auch in Eisenlacken verarbeitet.
     Asphaltschwarz: 
Im Erdöl kommt ein schwarzer Farbstoff vor, besonders aus Syrien und vom Toten Meer, der als Teer oder raffiniert als synthetischer Lack für Schutzanstriche gegen Nässe usw. verarbeitet wird. Er  dient auch als Ätzgrund bei Radierungen.
        Bleiweiß:
Das hochgiftige Pigment, das zu Haarausfall, sogar zum Erblinden führen konnte, wurde im 19. Jh. durch das ungiftige Zinkweiß und Titanweiß (Erze aus Thüringen) ersetzt. Blei und Bleioxyd wurden mit Obst und Weinessig in Tontöpfen gefüllt, die in Kuh- oder Pferdemist eingegraben wurden, damit die sich dabei entwickelnde Wärme den chem. Prozess beschleunigte.
 
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